"Das Bayerische Kochbuch ist ein seit 1931 in mehr als 50 Auflagen erschienenes klassisches Kochbuch. Zusammen mit den Vorgängern des Titels kommt es auf eine Laufzeit von mehr als hundert Jahren. Es ist weniger ein Abbild einer traditionellen bayerischen Küche als eine Zusammenstellung von in Bayern beliebten und bewährten Gerichten und einer laufend erneuerten Küchen- und Ernährungslehre, die nach wie vor auch in hauswirtschaftlichen Ausbildungen verwendet wird.
Als Vorgänger des Buches erschien im Jahr 1910 an der 1903 gegründeten Miesbacher Wirtschaftlichen Frauenschule das Kochbuch des Bayerischen Vereins für wirtschaftliche Frauenschulen auf dem Lande für junge Frauen und Hauswirtschaftslehrerinnen zur „Vernutzung in Wanderkochkursen“. Diese Wanderkochkurse wurden im Winter abgehalten (vgl. Winterschule), wenn die Arbeit auf dem Feld ruhte. Die Miesbacher Wanderlehrerinnen, oft sogenannte höhere Töchter, kamen mit mobiler Kochausrüstung in die Dörfer und unterrichteten Kochen und Hauswirtschaft.
Die Wirtschaftliche Frauenschule in Miesbach wiederum stand in der Tradition der von der preußischen Adeligen Ida von Kortzfleisch angeregten Reifensteiner Schulen und spielte eine wichtige Rolle in der Frauenbildung in Bayern. Sie hatte mit dem Fehrhof auch einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb. Damals war es um die Kochkunst in Bayern womöglich nicht sehr gut bestellt. Die Schriftstellerin Carry Brachvogel sah sich jedenfalls veranlasst, in einem Prospekt für die Wirtschaftliche Frauenschule die Notwendigkeit der genannten Kochkurse zu betonen:
„Dann wird Bayern seinen fest begründeten Ruf schlechter Küche verlieren und auch die breitesten Schichten werden lernen, dass es auch jenseits von Knödel und Einbrenne sehr bemerkenswerte kulinarische Provinzen gibt.“ – Carry Brachvogel
1932 nahm sich ab der 14. Auflage die Miesbacher Lehrerin Maria Hofmann des Kochbuchs an und gab es fortan als Bayerisches Kochbuch heraus. Die 1904 geborene, ledige Offizierstochter betreute das Bayerische Kochbuch bis zu ihrem Tod im Jahr 1998. Hofmann wird noch heute mit dem Titel Oberregierungs-Landwirtschaftsrätin a. D. als Autorin aufgeführt.
Seit den 1960er-Jahren ist ihr Neffe, der Professor für Innere Medizin Helmut Lydtin, beteiligt und mittlerweile der Herausgeber. Lydtin lernte das Buch bei einem Forschungsaufenthalt in den USA kennen, wo er sich bei seiner Familie über das lokale Essen beschwert hatte. Der Anfänger erhielt das Kochbuch seiner Tante und lernte damit kochen. Das im Jargon auch Schwiegertochterretter, Kochbibel oder, aufgrund des charakteristischen Einbands, Bayrisch Blau genannte Werk erscheint im einst nur dafür gegründeten Birken-Verlag. Es hat mittlerweile eine Gesamtauflage von gut 1,6 Millionen, jährlich werden nach wie vor über 20.000 Exemplare verkauft. Die Miesbacher Frauenschule ist heute Teil des Berufsbildungszentrums Miesbach; das Bayerische Kochbuch wird dort und in anderen Einrichtungen nach wie vor zur Ausbildung verwendet.
Das Bayerische Kochbuch ist eine Fundgrube für Zeitgeist und kulturgeschichtliche Entwicklungen. Unter anderem hatten die Weltkriege sowie der Nationalsozialismus Einfluss auf Rezepte und Wortverwendungen. Französische Lehnwörter wurden durch deutsche Begriffe ersetzt, so etwa Kartoffelpüree durch Kartoffelbrei, Eintöpfe wurden propagiert, der Duktus der Vorworte änderte sich. 1938 wandte sich zwar das Vorwort stramm an die „Frau, die in vorderster Front steht“ und verlangte, „Zutaten aus deutschem Boden“ zu bevorzugen. Da Maria Hofmann aber einen weiten Horizont hatte, wurde gleichzeitig der Rezeptteil um eine Reihe betont internationaler Gerichte wie Porridge oder Truthahn Indien, gebraten erweitert." (Wikipedia)
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