"Michael Mathias Prechtl (* 26. April 1926 in Amberg; † 19. März 2003 in Nürnberg) war ein deutscher Maler, Zeichner und Illustrator.
Prechtl war der Sohn des Bergmanns Mathias Prechtl und dessen Frau Margarete, geborene Donhauser. Als Junge verbrachte er seine Schulferien während der frühen 30er Jahre auf dem Einödhof seines Großvaters. Ab 1937 besuchte er die Oberrealschule, das heutige Gregor-Mendel-Gymnasium in Amberg. Nachdem er ab 1943 als Luftwaffenhelfer in einer Flugabwehrbatterie in Nürnberg und zum Reichsarbeitsdienst in Polen eingesetzt war, kam er 1944 als Soldat zur Wehrmacht in Straubing und nach seiner Ausbildung am Jagdpanzer an die Ostfront im Memelgebiet. Bei der Kapitulation der Stadt Königsberg kam er als einer der wenigen überlebenden Verteidiger der Stadt im April 1945 in die Gefangenschaft der Roten Armee. Während der nächsten beinahe fünf Jahre als Kriegsgefangener arbeitete er im Sägewerk, im Bergwerk, in der Raffinerie und in einer landwirtschaftlichen Kolchose. Er erkrankte an Ruhr, Skorbut und Dystrophie. Die Zeit als Soldat unter dem Hitlerregime und Kriegsgefangener unter Stalin sollten sein weiteres Leben und Werk nachhaltig prägen. Er selbst sagte später: „Die Hölle erzeugen die Menschen selbst, schlimmer als es Menschen gemacht haben, kann es kein Teufel machen.“ 1949 kehrte er heim nach Amberg.
Von Mai bis Oktober 1950 arbeitete Prechtl als Röhrengießer bei der Luitpoldhütte in Amberg. Im November begann er sein Studium an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg. Die Nürnberger Kunstakademie war wegen Bombenschäden in das Barockschloss in Ellingen evakuiert worden, und neun Professoren unterrichteten in der dörflichen Idylle 50 Studenten. Zu seinem Lebensunterhalt erhielt Prechtl ein Heimkehrerstipendium in Höhe von 90 Mark. Mit dem Fahrrad besuchte er 1951 Venedig, Reims, Paris und Chartres. 1952 erhielt er den Ersten Preis in einem Wettbewerb für das Plakat zur Ausstellung Das internationale Plakat in Karlsruhe und beteiligte sich an der Ausstellung Eisen und Stahl in Düsseldorf. Im gleichen Jahr unternahm er eine Rundreise durch Spanien. 1954 konnten die Akademie und ihre Studenten nach Nürnberg zurückkehren. Sein weiteres Leben verbrachte Prechtl in Nürnberg.
Um 1960 begann Prechtl sich mit dem Werk Albrecht Dürers zu befassen. Dürer war von den Nationalsozialisten als vorbildhafter, großer Deutscher vereinnahmt worden und eine Rückbesinnung auf sein Werk war in der jungen Bundesrepublik ähnlich wie die Musik Richard Wagners verpönt. Vorsichtig und unabhängig voneinander tasteten die jüngeren Künstler sich wieder an die Alten Meister heran. Im Werk Prechtls gab es nun immer wieder Dürerzitate und Hommagen – er zählte ihn neben Pablo Picasso zu seinen Hausheiligen.
1965 begann Prechtl die Serie Intime Sitten- und Kulturgeschichte des Abendlandes mit dem Bild Die Geburt der Idee. Hier entwickelte und pflegte er in der Verbindung von Zeichnung und Malerei und mit eigenen Techniken wie dem Handraster seinen unverwechselbaren Stil, zu dem auch die Vorliebe für altes Büttenpapier mit all seinen Falzen und Flecken gehörte. Viele Bildtitel sind Wortspiele und doppelsinnig. Es gibt keine Chronologie und keinen roten Faden. Er griff Motive aus der Antike ebenso wie aus dem Bauernkrieg, der Weimarer Republik oder der 68er-Tagespolitik auf. Auch wenn er ähnliche Mittel wie in der Karikatur einsetzte, waren seine Bilder doch nie als tagespolitische Karikaturen gedacht.
Hatte Prechtl in Deutschland beim breiten Publikum durch seine eindeutige Stellung beziehende Arbeit und durch zwei Fernsehproduktionen des ZDF unter der Leitung von Heinz Dieckmann schon einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht, erlebte er 1971 seinen internationalen Durchbruch, als die New York Times ein Porträt von Willy Brandt bei ihm bestellte. Insgesamt waren es 45 Zeichnungen, die das Blatt bis 1977 veröffentlichte. Die Porträts stellen Persönlichkeiten des Zeitgeschehens von Richard Nixon bis Idi Amin, von Golda Meir bis Charles Manson ebenso dar wie historische Gestalten von Anton Tschechow bis Buffalo Bill. In Deutschland folgten Aufträge für fast ein Dutzend Titelblätter des Spiegel. Üblicherweise werden für einen Spiegeltitel bis zu sieben Entwürfe verschiedener Grafiker in Auftrag gegeben, von denen einer ausgewählt wird. Prechtl bildete die Ausnahme: er wurde stets als Einziger gerufen und veröffentlicht.
1972 bekam Prechtl seinen ersten Illustrationsauftrag für ein Buch aus der Büchergilde Gutenberg. Es handelte sich um Das bayrische Dekameron des kompromisslosen Pazifisten Oskar Maria Graf, den "Weltbürger aus Bayern". Er begann zu einer Zeit, als sich das illustrierte Buch nach seiner Blüte während des Jugendstils in einer Krise befand. In dieser illustrationsfeindlichen Zeit malte Prechtl Bilder zu literarischen Texten, unbekümmert um die vermeintliche Ferne zur Kunst der Zeit und unbeeinflusst von Kritikermeinungen. Seine Arbeiten wurden verlegt, von den Menschen verstanden und gekauft. Mit ganz wenigen Ausnahmen wählte er die Themen und die Bücher, zu denen er seine Bilder malte, selbst aus. Es waren Werke der Weltliteratur. Prechtl versuchte "nicht das Geschriebene, sondern parallel dazu, das Ungeschriebene, bloß angedeutete, zwischen den Zeilen verborgene sichtbar zu machen". Er malte, was er als Leser und Zeitgenosse erlebte, und die Bilder sind oft voller Anspielungen auf aktuelle Ereignisse. Die Aufträge der Büchergilde summierten sich bis 1999 zu einem guten Dutzend.
Der komplette Prechtl Nachlass, wie Gemälde, Zeichnungen und Graphiken, ist im Oktober 2015 als Dauerleihgabe an das Stadtmuseum Amberg gegangen. Die Stadt Amberg widmet daher seit April 2016 dem Künstler im Stadtmuseum einen Dauerausstellungsbereich.
„Ein Porträtist, der, was nicht von jedem Porträtisten gesagt werden kann, sehr intelligente Bilder herstellt. Er hat einen sehr scharfen Blick für das Charakteristische, das Bemerkenswerte einer Figur und er holt es raus … Ja, er ist einzigartig, …“ – Marcel Reich-Ranicki: Das pralle Leben in der Kunst, Radio-Feature/BR, 21. April 1996
„… ich amüsiere mich an seiner Lebendigkeit und an seinem scharfen treffenden Witz und an seinen tausend Humoren wie an seinen Porträts und Städtebildern. Man hat den Witz von Max Liebermann gepriesen, aber in Liebermanns Bildern merkt man nichts von seinem Witz. Dagegen spürt man Prechtls Witz sogar in seinen Landschaftsbildern.“ – Hermann Kesten: (Aus einem Brief, 1982)" (Wikipedia)
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